Bis zu 50% aller Überschwemmungsschäden in der Schweiz entstanden in den letzten Jahren durch Oberflächenabfluss. Im Sommer 2018 hat das BAFU dazu die Gefährdungskarte Oberflächenabfluss publiziert. Wir haben zusammen mit der Stadt Adliswil diese Karte genauer betrachtet. In einem Pilotprojekt wählten wir drei Problemstellen gemeinsam mit der Stadt aus und haben einen Massnahmenfächer zur Behebung der Oberflächenabflussproblematik erarbeitet. Diese finden nun Eingang in die Raumplanungsinstrumente und werden somit das zukünftige Stadtbild mitprägen.
Die Stadt Adliswil hat durch ihre ausgeprägte Hanglange verhältnismässig viele mögliche Gefährdungen durch Oberflächenabfluss. Bäche führen vom Albishang direkt in die Stadt. Überflutungen und Schäden bei starken Niederschlägen kennt die Bevölkerung schon länger. Es wurden bis anhin bereits kleinere bauliche Massnahmen getroffen. Dank der Gefährdungskarte des BAFU liegt nun ein gutes Werkzeug vor, die Situation aus der Vogelperspektive und ganzheitlich zu betrachten. Hunziker Betatech AG hat zusammen mit der Stadt Adliswil bereits den GEP erarbeitet und kennt die Situation vor Ort.
Welche Massnahmen zur Behebung der Oberflächenabflussproblematik sind möglich und in Angriff zu nehmen? "Zusammen mit den Verantwortlichen führten wir einen Workshop durch und definierten basierend auf der Gefährdungskarte drei Hot-Spots, welche wir genauer analysierten. Dabei wurden diese Hot-Spots auch mit den bestehenden Planungsinstrumenten - wie die Gefahrenkartierungskarte und bestehende Planungen im Hochwasserschutz - sowie mit den lokalen Erfahrungen abgeglichen. Und natürlich floss unser Fachwissen und langjährige Erfahrungen rund um die Schwammstadt-Thematik, Siedlungsentwässerung und die Hydraulik in das Pilot-Projekt mit ein", erklärt die Projektleiterin des Pilotprojekts, Angela Birrer.
Um die Oberflächenabflussdefizite der untersuchten Hot-Spots zu lösen, wurde ein Massnahmenfächer mit den unterschiedlichsten baulichen Massnahmen erarbeitet. Je nach lokalen Gegebenheiten eignen sich nicht alle Elemente für einen Einsatz im Projektperimeter. Der Massnahmenfächer wurde an die klassischen Hochwasserschutzmassnahmen angelehnt und auf städtisches Gebiet ausgelegt.
Früher plante man, dass das anfallende Wasser so schnell wie möglich aus der Stadt abfliessen soll. Heute hat sich das Gedankengut geändert und man möchte dem anfallenden Regenwasser – auch an der Oberfläche - den Weg weisen und dieses nicht prioritär sofort in die Kanalisationen verschwinden lassen. Es existieren dazu gut funktionierende (Schwammstadt-)Lösungen. Wie zum Beispiel nebst stark befahrenen Strassen Abflusskorridore zuzulassen, Einbau von Entwässerungsrinnen (auch als Grünstreifen durchführbar), die Platzierung von Retentionsflächen und auch die Offenlegungen von Bächen, usw. Unser gut überlegt ausgearbeiteter Massnahmenkatalog wird in die Stadt- und Raumplanung der Stadt Adliswil zukünftig einfliessen, diese Verankerung ist zentral, um die multifunktionale Nutzung der betroffenen Flächen auch für die Regenwasserbewirtschaftung sicherstellen zu können. Die Stadt wird sich nach und nach verändern und zur Schwammstadt werden – dies im Sinne eines sinnvollen Hochwasserschutzes.
PS: In Bälde wird die VSA-Empfehlung «Hydraulische Beurteilung in der Siedlungsentwässerung - Überprüfung von Entwässerungssystemen und Umgang mit Oberflächenabfluss» veröffentlicht. Mit Blick auf das nun vorliegende Resultat des Pilotprojekts ist sich Angela Birrer sicher: "Unser Pilotprojekt mit der Stadt Adliswil ist ein gutes Beispiel wie eine Analyse der Situation sinnvoll in Angriff genommen werden kann.
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