Wir sind als Gesamtprojektleiterin zusammen mit Partnern seit 2013 an der Entwicklung des Konzepts Thur⁺. Es ist die Planungsgrundlage für die zukünftigen Flussbauprojekte an der Thur im Kanton Thurgau. Nebst der Beschreibung von Hochwasserschutz und der Aufwertung der Ökologie ist das Konzept die Grundlagen für den Gewässerraum, die Anbindung der Auenschutzgebiete und den Erhalt der verschiedenen Nutzung an der Thur. Das Konzept wurde nun der Regierung des Kanton Thurgaus präsentiert und von ihr genehmigt!
Unsere Firma hat mit verschiedensten Fachleuten aus den Themenbereichen: Hydraulik, Grundwasser, Ökologie, Dämme, Auenschutz usw. zusammengearbeitet. Und mit unserem interdisziplinären Knowhow (Hochwasserschutz, Gewässerraum, Wasserkraft, Landwirtschaft, Infrastruktur, Naherholungsgebiet, Verkehr, usw.) verwoben und auch die dazugehörende Finanzierungs- und Materialbilanz kreiert. Ein umfassendes, gehaltvolles, detailliertes Konzept Thur+ liegt nun vor! «Wir konnten die rund 1600 Rückmeldungen aus der öffentlichen Vernehmlassungen in die Fachbereiche integrieren und miteinander sinnvoll verknüpfen», erklärt der Projektleiter der HBT, Reto Albert. «Dank dem Konzept haben wir alle ein gutes Gesamtbild der Thur und kennen ihre Bedürfnisse. Auch wissen die Fachleute, wie die wegweisenden Vorhaben umzusetzen sind und die Zielsetzungen erreicht werden können.» Und wie geht es nun weiter? Das Konzept Thur+ soll etappenweise über einen Zeitraum von rund 30 Jahren mit konkreten Projekten umgesetzt werden. Die erste Etappe findet zwischen Murgmündung und Weinfelden statt.
Zur Information ein Auszug aus der Medienmitteilung des Kanton Thurgau zum Konzept Thur⁺, 8. April 2022:
«…Das Konzept Thur⁺ stellt den Hochwasserschutz und die Revitalisierungen an der Thur auf eine neue planerische Grundlage. Das Schutzsystem soll so ausgebildet werden, dass ein hundertjährliches Hochwasser (sogenanntes HQ100) innerhalb der Dämme der Thur schadlos abgeleitet wird.
Auslöser für die Überarbeitung waren die Mängel des heutigen Schutzsystems. Besonders kritisch sind an der Thur zwei Punkte. Zum einen sind die Dämme vielerorts nicht mehr genügend belastbar. Bereits bei einem Hochwasserereignis, das statistisch gesehen alle 30 Jahre eintreten kann (HQ30), besteht die Gefahr, dass die Wassermassen die Dämme an mehreren Stellen unkontrolliert durchbrechen. Zum anderen ist die Sohlenerosion im Flussbett weit fortgeschritten. Der Bau einer Mittelwasserrinne in Kombination mit einer harten Uferverbauung führte im Laufe der letzten Jahrzehnte dazu, dass sich das Flussbett immer tiefer eingegraben hat. Die Erosion gefährdet Infrastrukturbauten wie Brückenfundamente und Uferverbauungen sowie das Grundwasservorkommen. Sinkt die Sohle ab, fliesst Grundwasser direkt in die Thur und damit weg. Wegen der Kanalisierung der Thur ist auch die Biodiversität stark zurückgegangen: Viele Arten am und im Wasser sind verschwunden. Ehemalige Auenwälder sind vom Flusssystem abgeschnitten.
Das neue Konzept zeigt, wie diese Mängel behoben werden können (allgemeine Ausführungen Teil I). Es enthält die nötigen planerischen Festsetzungen in Form von Planungsgrundsätzen (Teil II) und Plänen («behördenverbindlicher Raumbedarf», «Hinweiskarte Beobachtungs- und Interventionslinien» und «Gewässerentwicklungsplan»). Fachliche Basis ist ein umfangreicher technischer Bericht, der die Machbarkeit nachweist. Alle Unterlagen sind online verfügbar unter https://thur.tg.ch.
Zentral im Konzept ist, dass die heutigen Dämme entlang der Thur als Fixpunkt bestehen bleiben. Sie sind die Grundpfeiler des grundsätzlich bewährten Hochwasserschutzsystems. Einzige Ausnahme ist die Verschiebung der Dämme in Auenschutzgebieten, damit ehemalige Auenwälder wieder an die Dynamik des Wassers angeschlossen werden können. Zwischen den Dämmen erhält die Thur mehr Freiraum: Das heutige Flussbett soll mechanisch von heute 45 auf neu 80 Meter Breite aufgeweitet werden. So finden grössere Wassermassen Platz und der Wasserspiegel steigt im Hochwasserfall weniger stark an. Eine grössere Aufweitung ist erwünscht, bleibt aber den natürlichen Fluss-Prozessen überlassen. Analysen zeigen, dass die natürliche Flussbreite der Thur bei rund 100 Metern liegt. Schranken in Form von hart verbauten Begrenzungen sollen nur noch dort gesetzt werden, wo es zum Schutz von Dämmen, Brückenpfeilern, Grundwasserfassungen, Siedlungen oder anderer Infrastrukturanlagen zwingend nötig ist. Die Entwicklung der Thur soll mit Beobachtungs- und Interventionslinien kontrolliert werden…»